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Bergbauanlage
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Alles kommt vom Bergwerk her

Luisas Arbeitsplatz befindet sich tief unter der Erde. Sie arbeitet im Besucherbergwerk in Schlema im Erzgebirge, und obwohl sie manchen Tag ohne einen einzigen Sonnenstrahl verbringt, könnte sie sich keine schönere Tätigkeit vorstellen. So weit sie zurückdenken kann, haben ihre Vorfahren im Bergbau gearbeitet. Die Familiengeschichte ist durchzogen von Hoffnung und dem Bewusstsein, dass man jede gemeinsame Minute auskosten muss, denn so mancher ist nicht aus dem Berg zurückgekehrt. Als Luisa beschließt, Nachforschungen über den vor Jahrzehnten verschollenen Großonkel anzustellen, drängt einiges an die Oberfläche, was viel zu lange verborgen geblieben ist. Die Sehnsucht nach Licht ist es, die der Familie schließlich ihren Frieden wiedergibt.

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Von einer starken Familie, dem Leben unter Tage und der Sehnsucht nach Licht

7 Fragen an Kati Naumann

5 Fragen an Kati Naumann

Ihr neuer Roman spielt im Schlematal im Erzgebirge. Was ist das Besondere an diesem Ort?

 

Wer durch das Schlematal fährt, spürt sofort dessen Zauber. Die Landschaft wirkt urwüchsig und ist doch von Menschenhand geprägt. Hier mischen sich jahrhundertealte Bräuche mit der Moderne. Ich kenne keinen anderen Ort, der so viele Glanzzeiten und Tiefpunkte erfahren hat. Oberschlema durchlief die Verwandlung von einem winzigen Bergarbeiterdorf im undurchdringlichen Finsterwald, unter dem Stollen und Gänge ein unterirdisches Reich bildeten, zu einem mondänen Kurort mit einer sagenhaften Heilquelle, bis es inmitten einer radioaktiven Haldenwüste buchstäblich im Erdboden versank. Und zu jeder dieser Zeiten lebten dort Menschen, die ihre Heimat liebten und sich auf eine ganz besondere Weise Mut machten. Die Lichttraditionen, die ich beschreibe, kenne ich schon lange. Ich wohne in Sachsen und in der Weihnachtszeit fahren wir immer ins Erzgebirge und sehen uns die Bergparaden an. Und natürlich stellen wir dann auch in meiner Familie einen Schwibbogen auf, der die Sehnsucht der Bergleute nach dem Tageslicht versinnbildlicht und ein Symbol der Hoffnung ist: Auf dunkle Zeiten folgen helle. Denn inzwischen hat sich das Tal ein weiteres Mal verwandelt. Wie ein Phönix ist es aus verstrahlten Halden wieder zu einem Kurort und einem Naturparadies auferstanden. Aber die Vergangenheit schläft noch immer unter den sanft gewellten Hügeln. Manchmal drängt sie nach oben und reißt plötzlich den Bürgersteig auf. 

 

Der Roman erzählt von verschiedenen Generationen der Familie Steiner. Was macht die Familie aus?

 

In der Familie Steiner wird niemand jemals alleingelassen, nicht einmal die anstrengenden Mitglieder. Gemeinsam durchleben sie Glück und Tragödien, Hungersnot und unerklärliche Krankheiten. Die Steiners stehen stellvertretend für viele Bergarbeiterfamilien, die im Erzbergbau und in der Steinkohle beschäftigt waren. Ihr Leben wurde geprägt von schwerer Arbeit und der Hoffnung auf bessere Zeiten. Jede gemeinsame Minute mussten sie auskosten, denn bei der gefahrvollen Arbeit im Berg wurden die Männer der Familie selten alt. Die Sehnsucht nach Licht und die Liebe ihrer Frauen und Kinder begleitete sie jedes Mal in die Dunkelheit unter der Erde. Durch schwere Zeiten und zwei Weltkriege half ihnen das Festhalten an Traditionen und eine Portion Schlauheit. Und obwohl im Schlematal heute kein Bergbau mehr betrieben wird, ist auch die jüngste Generation der Familie Steiner erfüllt vom Stolz der Bergleute auf ihre Zunft. Denn einmal Bergmann, immer Bergmann.

 

 

Sie haben sich für längere Zeit ins Erzgebirge begeben, um dort zu recherchieren. Welche Eindrücke konnten Sie dort sammeln und inwiefern sind diese in Ihr Buch eingeflossen?

 

Während meiner Schreibzeit bin ich durch das Schlematal gewandert und habe versucht, mich anhand alter Postkarten in der Landschaft zu orientieren. Aber es wurden Berge abgetragen und aufgeschüttet, die alten Häuser sind verschwunden, dort wo einmal der Dorfkern war, ist nun ein Park. Die Verwandlung des Ortes ist an vielen Stellen so vollständig, dass es wirkt, als wäre die Vergangenheit ausgelöscht worden. Es war für mich ein großes Glück, dass der Ortschronist von Bad Schlema einen regelrechten Schatz an alten Fotos, Dokumenten und Geschichten zusammengetragen hat und mir Auskunft über all die kleinen Details gab, die den Alltag in der Vergangenheit ausgemacht haben. Mit seiner Hilfe konnte ich mich in die Zeit des alten Radiumbads zurückversetzen, von dem außer einer riesigen Uhr nichts geblieben ist. Unter der Erde allerdings scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Ich war in verschiedenen Besucherbergwerken und bin wie meine Heldin Luisa im Schacht 15 IIb mit dem Förderkorb eingefahren. Ich konnte mich mit Menschen unterhalten, deren Arbeitsalltag dem von Luisa gleicht, habe den Lärm von Pressluftbohrhämmern der Wismut-Arbeiter gehört und die Spuren von Schlägel und Eisen in den Gängen des Altbergbaus befühlt.  Es ist ein ganz besonderes, seltsames Gefühl unter Tage, das matte Licht, der eisige Luftstrom, das Tropfen des Wassers, die beklemmende Enge und das Bewusstsein, dass obendrüber eine andere Welt ist, in der jemand auf mich wartet. 

 

Der Roman befasst sich auch mit der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut.  Was hat es damit auf sich?

 

Die Wismut war ein Staat im Staate, in der unter strengster Geheimhaltung Uran für das sowjetische Atomwaffenprogramm abgebaut wurde. Die vielen Vergünstigungen und die hohen Löhne, die die Bergarbeiter der Wismut erhielten, bezahlten sie mit körperlicher Schwerstarbeit und hohen gesundheitlichen Risiken. 
Ich habe mich mit Zeitzeugen getroffen, die in verschiedenen Berufen als Bergleute bei der SDAG Wismut gearbeitet haben. Die Fähigkeiten und Kenntnisse, die Ehrlichkeit und die Verlässlichkeit der ehemaligen Wismuter haben mich sehr beeindruckt und die Charaktere im Roman geprägt. Ich hatte das große Glück, einer bewundernswerten Frau zu begegnen, die in den Anfangsjahren der Wismut unter Tage gearbeitet hat. Ihre Erzählungen von einem Leben zwischen sechs Kindern und Uranerzbergbau, von harter Schichtarbeit und bewahrter Weiblichkeit haben die Figur der Irma beeinflusst. Ich durfte einen beeindruckenden Bergingenieur kennenlernen, dem eine richtige Entscheidung vor vierzig Jahren unter Tage das Leben gerettet hat. Auch diese bewegende Geschichte, von der er erst jetzt seiner Familie erzählt hat, ist in den Roman eingeflossen. 

Die Schwierigkeit beim Schreiben über die Zeit der SDAG Wismut war für mich, die Balance zu finden und allen Aspekten gerecht zu werden. Es war mir wichtig, die Lebensleistung der Menschen, die dort gearbeitet haben, zu würdigen. Dennoch bedeutete der Uranerzabbau auch Leid für die Anwohner, die Natur und in zahlreichen Fällen auch für die Bergleute selbst.

 

In dem Roman werden Bauwerke, Halden und Landschaften beschrieben. Was davon ist real und heute noch zu finden?

 

Wer in Bad Schlema auf Spurensuche geht, wird das meiste aus dem Roman wiederfinden. Da ist das Besucherbergwerk, in dem alles beginnt und das neue Kurbad mit dem heilenden Radonwasser, in dem Luisa Steiner beschließt, den Spuren ihres verschollenen Verwandten zu folgen. Im Kurpark, wo einmal das alte Radiumbad stand, gibt es zahlreiche Erinnerungstafeln an den alten Ortskern, der eines Tages im Erdboden versunken ist. An dessen Rand steht noch immer das ehemalige Radiumforschungsinstitut. Auch die Doppelhäuser in Blockbauweise, die einst für die sowjetischen Ingenieure gebaut wurden, lassen sich im Ort finden. Eines davon habe ich meiner fiktiven Familie Steiner als Zuhause gegeben. Noch immer stehen im Gleesbergviertel die Fremdenheime und tragen ihre alten Namen. Wie eins von diesen Häusern habe ich mir das Haus Martha vorgestellt. Die kleine Grotte mit dem Goldfischteich ist der Rest von den einstmals prächtigen und weitläufigen Parkanlagen und die Auferstehungskirche auf dem Gleesberg trägt die Uhr des alten Radiumbades. Unweit davon steht das Seniorenheim Alte Gleesbergschule, in dem ich Irma und ihrer Freundin Gretchen ein Zimmer gegeben habe. In der Bergstaße ist das ehemalige Klubhaus Aktivist, in dem sich heute ein Museum über den Uranerzbergbau befindet. Dort kann man neben den Bergbautechniken auch das leuchtende Uranglas bestaunen, das Clara zur Belustigung der Kurgäste im Roman vorführt. Unterhalb des Museums befindet sich die ehemalige Hennecke-Siedlung, in der ich Luisa eine Wohnung gegeben habe. Auch die alten Halden kann man noch sehen, inzwischen saniert und begrünt. In Hartenstein steht noch immer das Zechenhaus des Schachts 371 mit dem stählernen Förderturm. Der Weg dorthin führt durch den Poppenwald, in dem sich vielleicht noch immer Schätze verbergen.

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(c) Martin Naumann

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(c) Martin Naumann

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(c) Martin Naumann

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(c) Clementine Künzel

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Gebundene Ausgabe

E-Book

416 Seiten

Erschienen bei

HarperCollinsGermany

Hörbuch-Download  und Audio-CD ungekürzt

Laufzeit 412 Minuten

erschienen bei Harper Audio

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Die Sehnsucht nach Licht
Lesereise 2023 

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